Beteiligte Mitarbeiter | Braczyk, Hans-Joachim Heidenreich, Martin Mill, Ulrich Niebur, Joachim |
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Institutioneller Anbindung | Arbeitsgruppe für sozialwissenschaftliche Industrieforschung (ASIF) GmbH, Bielefeld; Universität Bielefeld, Fakultät für Soziologie |
Gefördert durch | Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) |
Studienlaufzeit | März 1982 bis Juli 1984 |
URL zur Studie |
Kurzbeschreibung | Das Projekt entwickelte sich aus einer vorhergegangenen soziologischen Begleitforschung, d.h. aus einem Dialog zwischen Forschung und Praxis. Interesse bestand an einem Vergleich von Arbeitseinsatz und Arbeitsbedingungen in verschiedenen Gießereien. Dazu fand eine Konzentration statt '(...) auf restriktive Bedingungen betrieblicher Organisationsstrukturen, auf die Organisation des Arbeitsablaufs, auf Entscheidungs- und Mitwirkungsstrukturen und betriebliche Personalplanung', dieser Fokus zielte darauf ab '(...) Interventionspunkte für organisatorische Veränderungen benennen zu können (Interventionsaspekt)' (S. 20). Diese Perspektive wurde um die Wechselwirkung zwischen Technik und Organisation erweitert, sie diente dem Aspekt der 'Strukturanpassung' (S. 21). Für den detaillierten Zuschnitt der Fragestellung siehe S. 23f. |
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Ziel | 'Wir hoffen, daß die vorliegende Studie zur sachlichen Differenzierung und konstruktiv-kritischen Weiterführung der industriesoziologischen und allgemein sozialwissenschaftlichen Debatte in Sachen 'neue Produktionskonzepte' und neue betriebliche Arbeitskrafteinsatzstrategien beiträgt - und hierüber nicht zuletzt auch der u.E. nach immer noch verpflichtenden gesellschafts- und betriebspolitischen Aufgabe einer Humanisierung der Arbeit dienlich ist' (S. 8). |
Theoriebezug | Der Zusammenhang von betrieblichen Organisationsstrukturen mit Arbeitseinsatzproblemen soll nicht nur beschrieben, sondern auch erklärt werden (S. 24). Dazu konzeptionelle Auseinandersetzungen mit dem Münchner 'Betriebsansatz' (S. 24f.). Überlegungen zur Stellung industriesoziologischer Ergebnisse in Bezug auf die Gestaltung des Verhältnisses von Technik und Arbeit, in mikro- und makro-soziologischer Perspektive (S. 27ff.). Im Anschluss an die Kern/Schumannschen 'neuen Produktionskonzepte' wird eine 'Denkfigur' konstruiert. Dazu wird der Begriff 'Produktionskonzept' erläutert und ausgeführt (S. 36ff.). |
Geografischer Bezug | Deutschland |
Erhebungszeitraum | März 1982 bis Juli 1984 |
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Informationen zur Datenerhebung | In den Kapiteln "Untersuchungsansatz" (Kap. III) und "Methoden" (Kap. IV) wird das Vorgehen bei der Erhebung vorgestellt. Die "Gießerei-Industrie" wird definiert und die Untersuchungsschritte werden skizziert: 1.) Branchenstrukturanalyse; 2.) Betriebsfallstudien. Für beide Erhebungsformen wurde sowohl mit primären wie auch sekundären Daten gearbeitet, d.h. Dokumentenanalysen (genaue Angaben auf den Seiten 51ff.), ca. 75 Experteninterviews mit Leitfaden, 203 mündliche Arbeiterbefragungen mit teilstandardisierten Fragebögen (S. 59f.), Arbeitsablaufbeobachtungen von zweiköpfigen Teams (durchschnittlich 2,5 Stunden). |
Fallzahlen | 6 Fälle = 6 Unternehmen |
Falldarstellung | Die Darstellungsform wird in Anschluss an die interessierenden Forschungsfragen begründet: "Wir sind von der Absicht einer vergleichenden Darstellung von sechs Betriebsfallstudien abgewichen zugunsten einer kondensierten Präsentation grundlegender, für alle Betriebe gleichermaßen gültigen Strukturen der Beziehung von Technik und Organisation. Es kam uns verstärkt auf die Herausarbeitung eines allgemeinen Grundmusters von Arbeit in Gießereien an, das wir gießereispezifisches Produktionskonzept nennen. Wir meinen, damit eine angemessene Aggregationsebene für die Darstellung der Ergebnisse und für mögliche Umsetzung und Anknüpfung für konkrete Veränderungskonzepte angezogen zu haben, die verallgemeinerbaren Ergebnissen gegenüber noch so interessanten Einzelfällen eindeutig den Vorzug gibt" (S. 21). Die Betriebe werden einzeln kurz vorgestellt (S. 56f.), die Analyse und Interpretation erfolgt entlang einer inhaltlichen Argumentation, nicht nach Einzelfällen. Dies beinhaltet die gezielte Auswahl der ausgewerteten Ergebnisse mit Blick auf die interessierende Fragestellung, bzw. das "gießereitypische Produktionskonzept" (S. 67). |
Selbstdefinition | "Betriebsfallstudien" (z.B. S. 5) |
Auswahl | 6 Betriebe der Gießerei-Industrie (Kundengießereien). "Gezielte Auswahl" nach Kellerer (1968), Kriterien z.B. Betriebsgröße, Produktspektrum, Mechanisierungsgrad, etc. (S. 55f.). |
Überblick Methoden | Da die Branchenstrukturanalyse '(...) keine differenzierte Einsicht in die betriebliche Arbeitskraftnutzung und Arbeitskraftverfügung' ermöglicht (S. 45), wurden Betriebsfallstudien durchgeführt. |
Auswertung | Die Auswertung der Daten wird für die beiden Erhebungsinstrumente getrennt aufbereitet: Branchenstrukturanalyse (S. 63), Betriebsfallstudien (S. 64f.). Die Verarbeitung der statistischen Daten erfolgte nach multi- und bivariaten Zusammenhängen mit SPSS und BMDP. Die Experteninterviews wurden vollständig transkribiert und zunächst betriebsbezogen ausgewertet. Auf der Grundlage der betriebsbezogenen Auswertungen wurden Gemeinsamkeiten und Ähnlichkeiten ermittelt (S. 66). Die Arbeitsablaufbeobachtungen wurden nach einem Raster protokolliert, selektiert und einem "Reduktionsverfahren" unterworfen. Unterschieden wird zwischen "(...) Hintergrundinformationen, die im Rahmen der Untersuchung nicht zwingend systematisch aufbereitet und ausgewertet werden mußten und zwischen Beobachtungen, die im Sinne der Fragestellung inhaltlich bedeutsam und unverzichtbar waren. Die Beobachtungsinformationen wurden auf einem Schemen zur Darstellung von Planungs-, Steuerungs-, Ausführungs- und Kontrollfunktionen verdichtet, vercodet und mit SPSS ausgewertet" (S. 66). |
Ergebnisse | Die wichtigsten Ergebnisse werden in einem Abschlusskapitel zusammengefasst (Kap. IX). Dort wird auch der Status der Ergebnisse reflektiert: "Wenn wir von einem branchentypischen Produktionskonzept der Gießereiindustrie reden, dann vor allem zunächst deshalb, weil wir die Arbeitsbedingungen in anderen Branchen nicht nach gleichen Verfahren haben untersuchen können. Wir schließen somit nicht aus, daß eine ähnliche Typik von Funktionsgestaltung und Verfügbarkeitsbedingungen über Arbeitskraft in anderen Branchen anzutreffen wäre, haben hierfür aber keine empirische Grundlage" (S. 313). Diese Aggregierung der Ergebnisse stellt eine "mittlere Verallgemeinerung" (ebd.) dar. Die strukturierende Wirkung der Funktionsgestaltung (d.h. Funktionsgestaltung der Arbeit ist zentraler Fixpunkt) wird als Ergebnis besonders hervorgehoben (S. 314ff). Dieser Befund wird im Kontrast zu anderen Untersuchungen herausgearbeitet. Das Produktionskonzept der Gießereiindustrie ist "(...) ein zusammenfassender Ausdruck der Konstellationen von vielen ineinander verwobenen Beziehungen, (...) die sich jedoch auf einen rationalen Kern zurückführen lassen" (S. 318). Die fortdauernde Orientierung daran ist "sehr wahrscheinlich" (S. 319). Abgeschlossen wird das Kapitel mit einer Einschätzung zur "Relevanz der Funktionsanalyse" (S. 322f.), "Forschungsanregungen" (S. 323f.) und "förderpolitischen Empfehlungen" (S. 324ff.). |