Studienbestand: 
Datenbank AIS Fallstudien
StudyID: 
s0110

Forcierte Arbeitszeitflexibilisierung

Beteiligte Mitarbeiter
Herrmann, Christa
Promberger, Markus
Singer, Susanne
Trinczek, Rainer
Institutioneller Anbindung
Universität Erlangen-Nürnberg
Gefördert durch
Hans-Böckler-Stiftung
Studienlaufzeit
1997-1998
URL zur Studie
Kurzbeschreibung

Grundlegende These: '(...) daß in der bundesdeutschen Metallindustrie seit den frühen 90er Jahren ein erheblicher Flexibilisierungsschub bei der Organisation der betrieblichen Arbeitszeiten stattgefunden hat, der er rechtfertigt, der aktuellen Situation eine neue Qualität zuzuschreiben' (S. 15). Zentrale Fragestellungen der Untersuchung fokussiert arbeitszeitpolitische Debatten, unter besonderer Berücksichtigung der Problembereiche 'Beschäftigungswirksamkeit' und 'Zeitsouveränität' (S. 41). Im wesentlichen geht es um die drei folgenden Aspekte: 1: 'Die betriebliche Umsetzung der letzten Stufen der Arbeitszeitverkürzung zwischen Kontinuität und Bruch', 2. 'Implementation und Ausbau von betrieblichen Systemen flexibler Arbeitszeiten', 3. ''Verbetrieblichung' und die Folgen für die Mitbestimmung und das bundesdeutsche System industrieller Beziehungen' (S. 42).

Ziel

Frage nach der praktischen Handhabung neuer Zeitmodelle und nach den Folgen für die betriebliche Arbeitszeitpolitik.

Theoriebezug
Überblick über Arbeitszeitverkürzung und Arbeitsmarkteffekte (S. 15ff) und betriebliche Umsetzungsformen der Arbeitszeitverkürzung (S. 19ff.). Umfassende Einführung in das Thema 'Flexibilisierung betrieblicher Arbeitszeiten' (S. 21-41), dabei Unterscheidung und Aufbereitung nach zwei Phasen, der 'traditionellen Arbeitszeitflexibilisierung' (bis in die frühen 80er Jahre) und der 'Umbruch-/Inkubationsphase' (bis in die frühen 90er Jahre).
Geografischer Bezug
Deutschland
Erhebungszeitraum
1996-1999
Informationen zur Datenerhebung
1. Schriftliche Betriebsrätebefragung in Zusammenarbeit mit TarifexpertInnen der IG Metall (Herbst 1996 bis Sommer 1997). Insgesamt 8980 Fragbögen, Rücklauf von 2808 Bögen, davon 410 nicht auswertbar (entspricht 26,6%). Damit wurden 30,4% der metallverarbeitenden Industrie erfasst (S. 47). 2. Qualitative Betriebsrätebefragung (Herbst 1997 bis Frühjahr 1998), insgesamt 60 offene Leitfadeninterviews (zwischen einer und dreieinhalb Stunden) in 4 Bezirken mit unterschiedlicher Branchenstruktur und tarifpolitischer Bedeutung. Auswahl der Betriebe anhand der Merkmale "Branchenzugehörigkeit" und "Betriebsgröße". Meist Betriebsratsvorsitzende und deren Stellvertreter (S. 48) 3. In vielen Fällen darüber hinaus Betriebsführungen und Sichtung schriftlicher Unterlagen (S. 48). 4. Leitfadengestützte Expertenbefragung von 20 Gewerkschaftssekretären in ausgewählten IG Metall-Verwaltungsstellen (S. 49).
Fallzahlen
Verschiedene Betriebe der Metall- und Elektrobranche
Falldarstellung
Drei Betriebe werden beispielhaft in einem Kapitel vorgestellt (S. 165ff.) um die "Variantenvielfalt flexibler Arbeitszeitarrangements je nach unterschiedlicher Gestaltung der einzelnen Regelungselemente" darzustellen (ebd.). Ansonsten werde die Betriebe nicht systematisch vorgestellt.
Selbstdefinition
Begriff Fallstudie wird nicht verwendet, lediglich "Betriebliche Fallbeispiele"
Auswahl
Metall- und Elektroindustrie, Betriebe in verschiedenen Regionen mit unterschiedlicher Betriebsgröße
Überblick Methoden
Es gibt ein Methodenkapitel, dort wird vor allem die Erhebung vorgestellt (quantitativ und qualitativ) und dieses Vorgehen begründet. 'Mehrstufiges empirisches Forschungsdesign', quantitativ um die '(...) zahlenmäßige Verbreitung der betrieblichen Arbeitszeitformen möglichst auf repräsentativer Basis zu erfassen', qualitativ um '(...) typische betriebliche Problemkonstellationen in der Arbeitszeitgestaltung und deren Lösungsmöglichkeiten sowie die Handlungszwänge und Beschränkungen der Akteure liefern sollten' (S. 45).
Ergebnisse
Die Ergebnisse werden unter den Gesichtspunkten "Beschäftigungspolitische Wirkungen der 35-Stunden-Woche", "Zeitsouveränität der Beschäftigten", "Umsetzungsformen der Arbeitszeitverkürzung" und "Flexibilisierung der betrieblichen Arbeitszeiten" aufbereitet. Abschließend wird eine "Dezentralisierung von Verhandlungskompetenz" konstatiert, die als "Individualisierung des Arbeitszeitkonflikts" interpretiert werden kann (S. 204). Darüber hinaus werden Grenzen einer Politik der forcierten Flexibilisierung aufgezeigt und die Bedeutung der Ergebnisse für zukünftige gewerkschaftliche Arbeitszeitpolitik resümiert (S. 210ff.).

Datensätze / Materialien

Relevante Publikationen

  • Herrmann, Christa (1999): Forcierte Arbeitszeitflexibilisierung.
    Berlin: Edition Sigma