Beteiligte Mitarbeiter | Hildebrandt, Eckart Seltz, Rüdiger Dörr, Gerlinde Mill, Ulrich Jazbinsek, Dietmar Gerhardt, Udo |
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Institutioneller Anbindung | Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) |
Gefördert durch | Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) |
Studienlaufzeit | Empirische Arbeit begann 1983 (S. 51); Erhebung 1985 - 1987; Auswertung und Veröffentlichung bis 1989. |
URL zur Studie |
Kurzbeschreibung | Ausgangshypothese: neue Informationstechniken 'als Kontrolltechniken signalisieren eine historische Bruchstelle im Maschinenbau, indem sie die betriebliche Sozialverfassung mit ihren überkommenen Strukturen der Koordination und Arbeitsteilung, der Kompetenzverteilung und Allianzbildung in Frage stellen' (S.38). |
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Ziel | Konfliktpotential in der Neustrukturierung des Maschinenbausektors durch elektronische Kontrollmechanismen; 'strukturelle Notwendigkeit von Kontrolle über die Arbeitskraft ist in einem zentralen, kapitalismusspezifischen Transformationsprozess begründet' (S. 27). 'Beitrag zum Verständnis der Organisation industrieller Produktion in der Phase informationstechnologischer Rationalisierung' (S. 11) mit dem sich 'bestimmte Grundbedingungen kapitalistischer Produktion wieder deutlicher herausgebildet' (S.11) haben. |
Theoriebezug | Untersuchungsgegenstand: Einführung computergesteuerter Produktionsplanungs- und -steuerungssysteme (PPS-Systeme) als neuartigem Rationalisierungs- und Kontrolltyp. Frage nach dem 'sozialen Gehalt' (S. 19) der Informationstechnologie, die zu einem neuen sozialen Arrangement im Betrieb führt: 'Ist bzw. bleibt der Einbau von neuen Informations- und Kontrolltechniken ein Fremdkörper gegenüber dem gewachsenen betrieblichen Sozialsystem oder werden sie integrationsfähig? Wie verändert sich die betriebliche Kräftekonstellation in diesem Desintegrations- oder Integrationsprozeß?' (S. 22f.) |
Geografischer Bezug | Deutschland |
Erhebungszeitraum | Jan. 1985 - Mrz. 1987 (S. 53) |
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Informationen zur Datenerhebung | Außerhalb der Fallstudien: Expertengespräche in zwölf Unternehmensberatungsfirmen, bei großen Herstellern von PPS-Systemen und mit Vertretern der Arbeitgeberverbände der Gewerkschaften und PPS-Spezialisten an Universitäten. Innerhalb der Fallstudien: Gespräche im oberen und mittleren Management, mit Angestellten und Arbeitern und mit Betriebsratmitgliedern, Sammlung verschiedenster Sekundärmaterialien. Neben Einzelgesprächen fanden in allen Betrieben auch "Gesprächsrunden" (S. 51) mit Vertretern aus verschiedenen Betriebsbereichen statt. Zusätzlich: "Ergebnispräsentationen in den untersuchten Unternehmen vor allen Betriebsparteien" (S. 53). |
Fallzahlen | 13 Untersuchungsbetriebe (siehe tabellarische Übersicht auf S. 74f.) und zwei Großkonzerne als "Kontrollbetriebe" (S. 55). Vorab: "Informationsgespräche und Betriebsbegehungen unterschiedlicher Intensität in ca. 35 Betrieben des Maschinenbaus zur Gewinnung eines Überblicks über den Einführungsstand von PPS-Systemen und zur Auswahl möglicher Fallstudienbetriebe" (S. 53). |
Falldarstellung | Fälle werden nicht getrennt voneinander dargestellt, sondern in fallübergreifenden Analysen (gegliedert nach Akteursgruppen); beispielhaft und eher unsystematisch werden kurze Betriebsanalysen erstellt (z.B. S. 221ff.). |
Selbstdefinition | "Betriebsfallstudien" (S.15 und 53), "Betriebsrecherchen", aber verzicht auf "Intensivfallstudien", um Veränderungsprozess besser erfassen zu können (S. 54). Gestuftes Rechercheverfahren: "in allen Werken grundlegende Recherchen von drei- bis fünftägiger Dauer" (S. 54), in der Hälfte der Betriebe folgte eine zweite Recherche. |
Auswahl | Maschinenbau (Branchenanalyse im Anhang), mittlere bis große Betriebe, schwerpunktmäßig im Werkzeugmaschinen- und Anlagenbau (S. 56); regionaler Schwerpunkt: Baden-Württemberg (S. 318) |
Überblick Methoden | 'Offenes Untersuchungsdesign' bietet sich an, 'um möglichst viele Aspekte möglichst unverstellt zu erheben' (S. 55); zur Erschließung der Betriebspolitik wurde eine Prozessbetrachtung gewählt, wodurch man nicht nur auf Meinungsäußerungen der Akteure angewiesen war (S. 55f.); Keine weitere Begründung der Methodenwahl; Teil II ('zur Anlage der Untersuchung') beschreibt das Vorgehen in groben Zügen und behandelt dann inhaltliche Fragen der Typologisierung von Betriebspolitik und Kontrolle (S. 57ff.). |
Auswertung | Offenes Untersuchungs- und Auswertungskonzept (S. 56); Auswertung inhaltlich strukturiert nach dem "Akteursprinzip" und verschiedenen "Politikfeldern" (S. 56). Keine nähere Beschreibung des Vorgehens im Auswertungsprozess; in der Darstellung werden wörtliche Zitate verwendet, was auf (teilweise) Transkription schließen lässt. |
Ergebnisse | Darstellung der Ergebnisse in Teil III nach dem Akteurskonzept, d.h. getrennt für Unternehmensmanagement (III.1), Projektmanagement (III.2), Meister (III.3), Betriebsrat (III.4). Zusammenfassung (IV) erkennt "dominanten Entwicklungspfad der Steuerungs- und Kontrollkonzepte" (S. 413), der in seinen typischen Phasen charakterisiert wird, aber verschiedene Varianten aufweist. Entwicklung hin zu systemischer Kontrolle, unterliegt keinen eindeutigen Determinanten, aber ist in betriebliche Sozialverfassung eingebettet; "relativ enge Entsprechung zwischen Produktionskonzept, Sozialverfassung und Innovationsmanagement" (S. 422). Einführungsprozess als "gestaffelter und alternierender Suchprozeß" (S. 425) in Anbindung an bestehende Sozialverfassung und mit Gestaltungsmöglichkeiten auch durch Betriebsrat. Mit neuen Formen des Projektmanagements finden aber auch Verschiebungen betrieblicher Machtressourcen" (S. 432) statt. Hauptergebnisse der Studie (S. 14): Entwicklung hin zu kooperativen Planungs- und Durchsetzungsformen, Überwindung des Rationalisierungsdilemmas durch systemische Kontrolle, Stabilität und Erosion der betrieblichen Sozialverfassung. Die Softwareeinführung scheiterte in vielen Fällen daran, "dass sie das gewachsene betriebliche Kommunikations- und Koordinationssystem nicht kannten, bewusst ignoriert haben, weil sie es ja informationstechnologisch neu aufbauen wollten" (S. 15). Studie steht für die Herausbildung eines dritten Unternehmertyps, "der die Übersichtlichkeit, die Flexibilität, das Engagement und die kooperativen Qualitäten des handwerklichen Betriebs mit den Informations- und Koordinationskapazitäten der IuK-Technologien kombiniert" (S. 15). "Insgesamt sehen wir die Bedeutung der Studie darin, einen Beitrag zur Zurückdrängung einer einseitig technokratischen Sichtweise des Betriebs zu leisten und dem eigenständigen und produktiven Charakter betrieblicher Sozialbeziehungen höhere Aufmerksamkeit einzufordern" (S. 14). |